Hitzerekord in Hamburg: Das sagt Wetterfrosch Frank Böttcher

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Acht Tage in Folge mit Temperaturen von mehr als 30 Grad haben laut Deutschem Wetterdienst in Hamburg in der vergangenen Woche zu einem Hitzewelle-Rekord geführt. Darüber sprach Alstertalplus.de mit dem Saseler Extremwetterexperten Frank Böttcher. Er erklärt wie es dazu kam welche wichtige Rolle Grönland dabei spielt.

Es ist ein neuer Rekord, richtig?

Ja, ab dem 6. August bis einschließlich dem letzten Donnerstag hatten wir eine Reihe von Tagen über 30 Grad, die wir in der Form in der Tat noch nicht hatten. Der alte Rekord mit 7 Tagen in Folge stammt aus dem Jahre 1994. Es ist also ein echter All Time Record. Es gab  immer schon Hitzewellen, wir hatten sogar schon einmal 23 Tage in Folge über 25 Grad. 3 bis 4 Tage über 30 Grad sind auch schon mal drin und dass Hitzewellen zunehmen, ist ja inzwischen überall angekommen. Aber 8 Tage über 30 Grad ohne Unterbrechung – die hatten wir noch nie.

Hat dich das überrascht oder hast du damit gerechnet?

Dass das schon dieses Jahr kommt, kann man nie vorhersagen, dass es irgendwann kommt liegt in der Natur der Sache selbst, wobei die Natur aktuell eine vom Menschen beeinflusste Natur ist, denn wir treiben die globalen Temperaturen nach oben und erhitzen den Planeten. Und wenn die globalen Mitteltemperaturen steigen, was sie tun, dann werden eben auch die Temperaturen bei uns höher und die Tageshöchsttemperaturen steigen. Das ist ein Ergebnis von Süd-West-Wetterlagen und Südlagen die sehr warme Luft aus Afrika über Spanien und Frankreich zu uns nach Norddeutschland bringen, denn diese Wetterlagen mit Luftmassen angefüllt, die heute 2 Grad wärmer sind als vor 30 Jahren. Deswegen ist klar, dass irgendwann auch so ein neuer Rekord aufgestellt wird.

Du hattest mir mal in einem Interview vor gut 5 Jahren gesagt, dass die Wetterlagen durch den Klimawandel stabiler werden. Ist das immer noch so?

Ja. Sie werden stabiler und träger, dadurch bleiben sie länger bei uns bestehen. Das haben wir ja schon Anfang des Sommers erlebt. Wir hatten damals die Kaltluft über dem Nordmeer liegen und damit immer wieder Tiefdruckgebiete die sich über dem Atlantik entwickelt haben und die dann über Großbritannien hinweg nach Norddeutschland gezogen sind. Das war eine sehr stabile Strömung, die sich erst veränderte, als Warmluft Ende Juli über Osteuropa und Nordskandinavien hinweg ins Nordmeer eingeströmt ist. Diese Ost-West-Richtung hat den Kältepool mehr nach Grönland verlagert. Grönland dann Dreh- und Angelpunkt der Tiefdruckentwicklung. Ist das der Fall, dann ist der Weg für warme Luft frei, denn Grönland wirkt dann wie ein riesiger Magnet auf die Tiefdruckgebiete und wie ein riesiges Schaufellrad schaufeln die dann Warmluft aus Afrika zu uns. Warmluft die vorher keine Chance hatte, nach Europa abströmen zu können und sich dort aus diesem Grund kontinuierlich weiter erwärmt hat. Die fließt dann in einem breiten Strom über Spanien und Frankreich nach Norddeutschland. Das war abzusehen. Ich betreue unter anderem auch das Bäderland Hamburg bezüglich der Wetterprognosen. In einem Update, dass die sie im Juli von mir bekommen haben, war eine Hitzewelle Anfang August mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent von mir angekündigt. So ähnlich war es auch im Jahre 2004, da hatten wir eine ähnliche Entwicklung aufgrund der Wetterentwicklung über Grönland.

Foto: Christian Bittcher