Kolumne: Selbst denken!

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Er ist irgendwie ein cooler Typ, sieht gut aus und ist ein überaus spannender Gesprächspartner.

Und da ich es liebe, interessante und hochgebildete Menschen zu treffen, habe ich auch ihn zu einem Gespräch (und Podcast) eingeladen. Wir haben über unsere Zukunft gesprochen und nachgedacht. 

Wir stehen vor dem wohl gewaltigsten Umbruch, so die Prognosen hochgebildeter Zeitgenossen, die die Menschheit je erlebt hat. Und da sind die unerwarteten Veränderungen, die die Corona-Krise auslöste, noch gar nicht eingespeist. Daher beschäftigt uns die Frage, wie geht es weiter mit uns, so stark wie lange nicht.

Mein kluger Gesprächspartner heißt Prof. Dr. Henning Vöpel und er ist Chef des Hamburger Weltwirtschaftsinstitutes. Er gilt als einer der profiliertesten Zukunfts-Denker der Stadt. Und er bestätigt: „Wir leben derzeit im bedeutendsten Umbruch seit Menschengedenken – und gleichzeitig im schnellsten.“ Inzwischen scheint das Smartphone schon zur Selbstverständlichkeit geworden zu sein, tatsächlich aber gibt es dieses Teil seit nur kurzer Zeit: Erst 2008 stellte Steve Jobs (Apple) in seiner „Keynote“ das revolutionäre Ding vor und schon wenig später ist es weltweit nicht mehr wegzudenken – und verändert unseren Alttag substanziell.

Aber zum Guten? „Die Zukunft ist nicht mehr vorhersagbar – und nicht mehr im Detail zu verstehen“, antwortet mir Henning im Gespräch.

Und das Smartphone ist nur ein Beispiel einer Vielzahl technischer und digitaler Revolutionen, die unser Leben verändern werden. Eine weitere ist die künstliche Intelligenz. „Nichts wird so bleiben wie es ist“, so Henning Vöpels Prognose. Wie bitte? 

Ich stelle ihm eine wichtige Frage: Wird denn irgendetwas konstant bleiben – oder sollte konstant bleiben? In unserem Gespräch über Zukunft springen wir kurz zurück: Die Erfindung der Dampfmaschine schien ein Segen zu sein und die Industrialisierung durch die Abschaffung der körperlichen Arbeit wunderbar! Doch das galt nur für einige wenige neue Industriebarone und Ausbeuter, für alle anderen aber bedeutete der Manchester-Kapitalismus ein versklavtes Proletariat. Ergebnis: Man hätte die Entwicklung am liebsten gleich wieder zurückgedreht. 

Stehen wir heute vor einer vergleichbaren Revolution? Vieles spricht dafür. Heute sitzen die Digital-Barone im Silicon-Valley, nehmen uns unser Geld ab, unsere Daten, unsere Selbstbestimmung und vielfach unsere Würde. 

Doch diese Kritik birgt ein Dilemma: Denn ich höre und lese fast täglich von unserer digitalen Rückständigkeit – und dann wieder von den digitalen Gefahren. Geht es den einen nicht schnell genug, sorgen sich andere um unsere persönlichen Daten und wirken wie eine Handbremse gegenüber dem atemlosen Tempo, das Amerikaner oder neuerdings auch Chinesen bei der Entwicklung immer neuer disruptiver Veränderungen vorhalten.

Sind wir der digitalen Zukunft ausgeliefert? Ja, wenn wir sie nicht aktiv formen und mitgestalten.

Denn Klimawandel, auch durch ein enormes Bevölkerungswachstum von bald 10 Milliarden Menschen, die bald 70 Milliarden Haus- und Nutztiere halten werden, könnten unseren Planeten überfordern, um alle satt zu bekommen.

Doch was bleibt konstant – oder sollte konstant bleiben?

Schreiben Sie mir! Wir wollen unsere Zukunft gemeinsam denken und unter „denkfabrik_alstertal“ (* und in den Printausgaben teilen. Ich freue mich auf Ihre Gedanken! 

(* siehe www.alstertalplus.de/denkfabrik).