Von Wolfgang E. Buss. Er zählt zu den profiliertesten Denkern der Stadt, versteht außergewöhnlich viel von Wirtschaft und ist hoch gebildet: Sein Name: Prof. Dr. Henning Vöpel. Es ist äußerst inspirierend, sich mit hochgebildeten Menschen austauschen zu dürfen. Also habe ich mich mit ihm getroffen. Ergebnis: Einer der anspruchsvollsten Podcasts der Stadt – ein Gespräch über Zukunft, die insbesondere während der immer noch verheerenden Maßnahmen zu Covid-19 – immer schwieriger voraussagbar wird. Doch wir müssen sie denken und gestalten – nicht einfach hinnehmen.
Galt die Wachstums-Doktrin „mehr, mehr, mehr“ noch bis vor Kurzem als Lösung nahezu aller Probleme, diskutieren wir heute neue und andere Formen des Fortschritts. Da wir bereits seit Generationen jeweils auf Kosten der nächsten Generation gelebt haben, erkennen wir immer deutlicher, dass wir auch unseren Planeten mit seinen endlichen Ressourcen an den Rand der Überlastung geführt haben.
Doch nicht nur ökologisch müssen wir uns sorgen, auch gesellschaftlich.
Sorgen macht mir die Tatsache, dass denken, insbesondere „anders denken“ – statt Nachplappern des Mainstreams in engem Gesinnungskorsett – nicht erwünscht sind. Henning Vöpel bestätigt das: „Sogar der Begriff „Querdenken“ ist gekapert worden“. „Und wir müssen ‚anders‘ denken, Zukunft neu denken“, sagt Vöpel in diesem spannenden Gespräch. Die bevorstehenden Entwicklungen in Technologie, insbesondere der künstlichen Intelligenz, werden grundlegende Veränderungen auslösen. Das betrifft uns als Gesellschaft ebenso wie als Individuen. Schon aktuell sind es digitale Algorithmen, die unseren Alltag mehr und mehr bestimmen und beeinflussen. „Es bleibt nichts mehr so, wie es war“, sagt und schreibt Vöpel. Eine Satz, der mir – ehrlich gesagt – Angst bereitet. Und er bestätigt mich überraschenderweise: „Mir auch!“. Lassen wir die Entwicklung unserer Zukunft Widerspruchslos zu, indem wir uns quasi treiben lassen, wird sie von anderen Menschen in einen Richtung gesteuert, die möglicherweise nicht in unserem Interesse sind – oder denen sogar entgegen stehen.
Wenn also – wie nach einen Tsunami – nichts mehr so bleiben soll, wie es war – dürfen wir uns aber nicht einfach treiben lassen. Vielmehr definieren: Fortschritt ja, aber was ist uns heute wichtig und kostbar und muss unbedingt erhalten bleiben? Und dieser Diskurs, bestätigt Vöpel, wird noch überhaupt nicht geführt.
Wir denken schon heute darüber nach, wie wir es schaffen können, bald 10 Milliarden Menschen satt zu bekommen, und die zusätzlich bald 80 Milliarden Haus- und Nutztiere, die wir halten – mit Futter und Wasser zu versorgen.
Und dann gibt es Hinweise, dass diese unfasslichen Menschenmassen nicht friedlich miteinander leben werden. Religionen spalten, nationale Egoismen werden zunehmen. Schon jetzt sind erst Auswirkungen als Migrationsdrucks auf Europa zu spüren, der deutlich zunehmen wird. Brauchen wir eine universelle oder globale Ethik, die befriedend wirkt? Denn eines wollen wohl alle Menschen: Ein gutes Leben führen! Ohne religiöser und indoktrinärer Bevormundung.
Eine komplexe Zukunft denken und gestalten – und nicht einfach hinnehmen. Dieses Gespräch, dieser Podcast bereichert!