“Müll oder Museum?”

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“Vergessen?” lautet der Name der kommenden Ausstellung im Torhaus Wellingsbüttel, die noch bis zum 25. November läuft. Der Name lässt einen stutzen, ist aber Programm. Es geht um Werke aus Künstlernachlässen. Darum, die Erinnerung an bedeutende, in Archiven schlummernde Künstler*innen durch die Begegnung mit den Originalen zu wecken. Darum, einen Anstoß zu liefern, diesen einen dauerhaften öffentlich sichtbaren KUNSTRAUM zu ermöglichen.

Viele bedeutende Künstlernachlässe lagern in Archiven, mitunter auch nur in ungenügend klimatisierten Kellern. Seit mehr als 20 Jahren machen sich  kunstbesorgte Menschen in ganz Europa um die Wahrung bedeutender Nachlässe von Künstler*innen verdient. Die übergeordnete Frage: Wohin mit den Künstlernachlässen? Müll oder Museum? In Hamburg wurde dazu 2003 der Verein „Forum für Künstlernachlässe“ (FKN) gegründet, um Nachlässe von bildenden Künstlerinnen und Künstlern möglichst als Einheit zu erhalten, bzw. einen repräsentativen Ausschnitt ihrer Kunst zu sichern. Neben der sachgerechten Aufbewahrung stehen die wissenschaftliche Aufarbeitung und Ausstellungen der Werke in Verbindung mit aktueller Kunst im Vordergrund.

Bert Düerkop

Das „Forum für Künstlernachlässe“ ist als Gründungsmitglied des „Bundesverbandes Künstlernachlässe“ (BKN) zu einer deutschlandweiten Einrichtung geworden. Es bewahrt in Hamburg mittlerweile ca. 75 Nachlässe mit rund 15.000 Werken auf.Dreiviertel der Werke ist bereits digital erfasst und kann weitgehend online über die Museumsplattform Museen Nord (digiCULT) im Netz betrachtet werden. Neben regelmäßigen Ausstellungen im Künstlerhaus Sootbörn und Kooperationen im In- und Ausland begrüßt der Verein jede Gelegenheit, seine Schätze im Sinne einer nachhaltigen Erinnerungskultur der Öffentlichkeit vorzustellen. 

Um so erfreuter sind die Verantwortlichen über die kommende Ausstellung im Torhaus Wellingsbüttel, in der der Kurator Mike Holland einen Ausschnitt der Sammlung vorstellen kann. “Es ist das Ziel dieser Ausstellung, die Erinnerung an bedeutende, in den Archiven schlummernde künstlerische Positionendurch die Begegnung mit den Originalen zu wecken. Die Kooperation soll auch als Anstoß dienen, wichtigen künstlerischen Nachlässen einen dauerhaft sichtbaren KUNSTRAUM zu stiften, den wir mit Hilfe Hamburger Förderer und öffentlichen Geldern verwirklichen wollen. Seit sechs Jahren sidn wir auf der Suche nach einer passenden Immobilie, einer großen Immobilie”, sagt Mike Holland lächelnd, der hofft, im Alstertal passende Investoren zu finden. Hierzu wird im Rahmen der Ausstellung eine gesonderte Veranstaltung stattfinden, die die bereits erarbeiteten Konzepte für einen zu schaffenden KUNSTRAUM einem interessierten Publikum und möglichen Förderern zur Kenntnis bringen soll.

Die Ausstellung „VERGESSEN?“ findet in Zusammenarbeit mit dem Forum für Künstlernachlässe, der Kunsthistorikerin und Sammlerin Dr. Maike Bruhns sowie dem ehemaligen Leiter des Kunsthauses Hamburg, Claus Mewes, statt. Zur Einführung wird Dr. Maike Bruhns als Laudatorin am Sonntag,  18. Oktober 2020, um 11 Uhr sprechen. Die Ausstellung wird bis zum 15. November zu besichtigen sein (jeweils Sa 14-17.00 und So. 11-17.00). Mehr Infos gibt es HIER.

Das Aufmacherbild stammt vom Künstler Theo Wilhelm