Eine Fotografin, sechs mutige Frauen – mit ihrer besonderen Kampagne DU BIST SCHÖN ruft Jenny Nevermann zu mehr Selbstliebe und gegen Bodyshaming auf. Wir wollten mehr über diese authentische Aktion wissen und haben der gebürtigen Hamburgerin ein paar Fragen gestellt…
Wie kamst du auf die Idee des Projekts?
Ich suchte neue Gesichter für mein Portfolio und wollte mich lösen von dem idealen Frauenbild, welches in so vielen Köpfen leider noch verbreitet ist. Ich wollte die wahren Schönheiten ablichten und vielen Frauen zeigen, dass sie absolut nicht allein sind mit ihren Mom-Bodies, Narben und allem, was sie ausmacht.
Waren die Frauen sofort bereit, mitzumachen?
Als ich den Aufruf zu dieser Kampagne startete meldeten sich sogar über 25 Frauen. Zuletzt blieben diese 6 mutigen Frauen, die Feuer und Flamme für mein Herzensprojekt waren.
Hast du selbst auch schon einmal Anfeindungen oder dumme Sprüche wegen der Optik erhalten?
Absolut. Durch eine erblich bedingte Hautkrankheit bekomme ich ständig Fragen, Blicke oder Mutmaßungen. Mittlerweile lebe ich damit, antworte nur noch, dass das zu mir gehört und meine Kinder finden mich wunderschön.
Inwiefern hat sich die Sicht der Gesellschaft in den letzten 20 Jahren auf die Optik geändert?
Wenn ich an meine Kindheit denke, war Aussehen absolut zweitrangig.
Ich habe das Gefühl, dass gerade Kinder schon sehr früh anfangen, sich über ihr Äußeres zu definieren. Viele Frauen idealisieren die retuschierten Körper und Gesichter, die uns die Werbewelt vor Augen hält und zweifeln jeden Tag ein bisschen mehr. Dies wiederum wird an unsere Kinder weitergetragen, ohne wirklich zeigen zu können, dass jeder auf seine ganze eigene Art wunderschön ist.
Was findest du, sollte sich diesbezüglich in der Welt ändern?
Jeder einzelne sollte dankbarer für sich und seinen Körper sein. Unser Körper leistet so viel, er nährt ein neues Lebewesen – mehrfach in einem einzigen Leben, er gibt unseren Kindern Nahrung, Wärme und Geborgenheit. Er lässt uns gehen, greifen, sehen, hören, fühlen.. Wir sollten zurückkehren zu der Frage, wofür unser Körper eigentlich gemacht ist und eine Demut erlernen, uns jeden Tag feiern und diesen Selbstwert in der Welt verteilen. Zudem sollte es viel mehr Modeunternehmen geben, die ihre Kleidung an normalen Körpern präsentieren, ich bin mir sicher, dass sich ihr Umsatz dadurch nicht verringern, sondern eher verdoppeln würde!
Hast du einen Tipp für Selbstliebe oder schlechte Tage?
Schlechte Tage gehören zum Leben, wie der Regen. Sie zeigen uns, dass es ohne Schatten kein Licht gibt und dass wir immer dankbar sein können. Mein persönlicher Pro-Tipp gegen schlechte Laune und für mehr Selbstliebe und ein gutes Körpergefühl: Lieblingslied an und tanzen, als würde niemand zusehen!
Seit wann fotografierst du und warum?
Ich habe schon sehr früh sehr gern fotografiert, mein Papa hat mir viel beigebracht und mir diese Leidenschaft quasi in die Wiege gelegt. Mut zu meinem eigenen Gewerbe hatte ich dann endlich im Frühjahr 2018. Nachdem mein Papa leider schwer erkrankte knipse ich nun noch viel mehr – quasi für ihn mit!
Was möchtest du mit deinen Bildern ausdrücken?
Das echte Leben mit puren Emotionen. Ich möchte Erinnerungen konservieren und dass sich die Menschen sofort in den Moment zurück empfinden können.
Makel sind schön, weil…
…sie uns individuell machen. Selbst, wenn man mal nicht mit sich und seinem Körper im Reinen ist, wird es immer diesen einen Menschen geben, der dich genau dafür liebt und dich darum beneidet. Man muss nur bewusst hinschauen!
Mehr Informationen und Bilder zur Kampagne gibt es auf www.alovelypicture.com.