Mausarm? Tennisarm? Golferarm? Sehnenscheidenentzündung? Alles das Gleiche? Weit gefehlt, wie Sportmediziner Prof. Dr. Michael Hoffmann erklärt. Zwar ähneln sich die Symptome, teils auch die Auslöser – zumindest auf den ersten Blick – die Ursachen aber variieren mitunter.
Das Handgelenk schmerzt, im Unterarm zieht’s und die Schulter scheint auch verspannt. Wer viel am Computer sitzt und ständig die Maus hin- und herschiebt, ist schnell bei einer Selbstdiagnose: klarer Fall von Mausarm. Kann sein, muss aber nicht, sagt Prof. Dr. Michael Hoffmann, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportorthopädie an der Asklepios Klinik St. Georg. Was im Fachjargon als Repetitive-Strain-Injury-Syndrom (RSI) bezeichnet wird, einst auch als Sekretärinnen-Krankheit, ist ein Sammelbecken zunächst unspezifischer Krankheitsbilder und Ausdruck von Fehl- und Überbelastung. „Das Missempfinden betrifft dann meist den ganzen Bewegungsapparat von der Schulter bis zu den Fingern“, erläutert Prof. Hoffmann. Die Beschwerden reichen vom Kribbeln in den Fingern, Taubheitsgefühlen, Schmerzen und damit verbundenen Koordinationsstörungen etwa beim Greifen, Tragen oder auch bei Bewegungen wie Zähneputzen. „Wir beobachteten in den vergangenen Jahren eine deutliche Zunahme von Beschwerden in Verbindung mit langstündiger Arbeit an Schreibtisch und Computer“, sagt der Unfallchirurg und Sportmediziner. Grundsätzlich können jegliche monotonen Bewegungen derartige Beschwerden auslösen.
„Das Missempfinden betrifft meist den ganzen Bewegungsapparat.“
Das erste Mittel der Wahl ist dann den betroffenen Arm zu schonen, beziehungsweise die Belastung zu minimieren. Das kann die Einrichtung eines ergonomischen Arbeitsplatzes sein, zeitweise auch, die Maus mit der linken Hand zu bedienen. Auch empfiehlt Prof. Hoffmann kleine Übungen, die jeder zu Hause durchführen kann – mit Knetbällen, Igelbällen oder Therabändern. Halten die Schmerzen über sechs Wochen an, sollte der Hausarzt der erste Ansprechpartner sein. „Der kann sich ein Allgemeinüberblick verschaffen, zusätzlich zu der klinischen Untersuchung des betroffenen Arms“, sagt Hoffmann. Denn hinter den Beschwerden können Bandscheibenprobleme im Halswirbelbereich stecken, Sehnenscheidenentzündungen, ein verkürzter Bizeps oder ein Engpass des Sehnenfaches im Handgelenk (Karpaltunnelsyndrom), aber auch Entgleisungen des Elektrolythaushalts oder psychische Belastungsstörungen. Entscheidend ist dann eine Differentialdiagnose und zwar nach dem Ausschlussprinzip.
Beim Tennisarm sind die Sehnen am äußeren Ellenbogen durch Überlastung gereizt, beim Golferarm am inneren Ellenbogen. Auslöser müssen aber nicht zwingend die jeweiligen Sportarten sein. Auch da gilt in der Regel zunächst Schonung und intensive Dehnübungen. In der Regel ist die Genesung langwierig, egal ob Maus-, Tennis- oder Golferarm. „Am besten ist es, diesen Syndromen vorzubeugen und zwar durch abwechslungsreiche Bewegungen, die braucht unser Körper“, rät der Sportmediziner. Bei Bürotätigkeiten sind eine Verbesserung der Sitzposition, gelegentliches Aufstehen, kleine Dehnübungen, ergonomische Maus und Tastatur ratsam.
Foto: Dr. Michael Hoffmann, Unfallchirurg, Orthopäde und Sportorthopäde © Asklepios