Heute – am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus – endet planmäßig die Kampagne: „Nein zu Antisemitismus. Ja zur Bornplatzsynagoge.“ Über als 100.000 HamburgerInnen begrüßen und unterstützen den Kampf gegen Antisemitismus sowie den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge. Eva Marhenke und Daniel Sheffer von der Initiative übergeben heute den Abschlussbericht und damit den Gestaltungsauftrag an Staatsrat Jan Pörksen und Eli Fel, 2. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg.
Der Initiatorenkreis umfasst Hamburgerinnen und Hamburger, die überparteilich und überkonfessionell im Zeitraum vom 09. November 2020 bis zum 27. Januar 2021 um die Zustimmung zum Wiederaufbau der von Nazis zerstörten Bornplatzsynagoge geworben haben. Mit großem Erfolg: Sämtliche Interaktionen durch Klicks, Zuschriften, Tweets, Likes, Emails und Telefonate übertrafen mehr als 100.000 Stimmen. Die Kampagne erreichte lokale, nationale und internationale Bedeutung und erzielte eine mediale Reichweite von über 14 Millionen, u.a. in Deutschland, den USA, in Großbritannien und in Israel.
Daniel Sheffer, Gründer und Sprecher der Kampagne „Nein zu Antisemitismus. Ja zur Bornplatzsynagoge.“: „Wir haben uns den Erfolg erhofft, erwarten konnten wir ihn nicht. Innerhalb kurzer Zeit hatten wir unzählige private wie institutionelle Unterstützer an unserer Seite. Ihnen allen gilt unser großer Dank, insbesondere auch dem Senat und der Hamburgischen Bürgerschaft, die das Vorhaben von Anfang an tatkräftig unterstützt haben!“
Machbarkeitsstudie und Vision
Ab Spätsommer 2021 wird eine im Rahmen eines öffentlichen Vergabeverfahrens beauftragte Machbarkeitsstudie fachliche Grundlagen für den weiteren Gestaltungsweg aufzeigen. Die Vision der Initiative: Am Bornplatz, dem heutigen Joseph-Carlebach-Platz, einen Ort des „Nie vergessen“ schaffen, ein Zentrum des Dialoges und der Begegnung, damit Antisemitismus und Vorurteile nicht weiter ihren Weg in die Gesellschaft finden.
Daniel Sheffer: „Kein Gebäude bekämpft Antisemitismus. Es sind Menschen, die hassen, beleidigen und gewalttätig sind. Und es sind auch Menschen, die verstehen, begreifen und erinnern wollen. Die „Neue Bornplatzsynagoge“ wird diese Erwartungen erfüllen: das Zuhause vielfältigen jüdischen Lebens und der Ort der Begegnung und des Dialoges sein. Im Gebäude der Neuen Bornplatzsynagoge werden Veranstaltungen und Begegnungen Unwissenheit und Vorurteile abbauen. Erinnerung und „Nie wieder“ sind Erbe und Aufgabe an alle Generationen, auch in der Neuen Bornplatzsynagoge.“
Zum Hintergrund der Bornplatzsynagoge:
Die 1906 fertiggestellte Synagoge am Bornplatz zählte zu den größten Synagogen Deutschlands und bildete das religiöse, kulturelle und gesellschaftliche Zentrum der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge geschändet und ihre Inneneinrichtung zerstört. Zwei Tage später wurde im Inneren Feuer gelegt. 1939 wurde die Gemeinde von der Stadt gezwungen, das Grundstück zu einem geringen Preis zu verkaufen und die Kosten für den anschließenden Abriss des beschädigten Gebäudes zu tragen. Tausende jüdische Hamburgerinnen und Hamburger verloren in der Shoah ihr Leben.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich das jüdische Leben in Hamburg wieder entwickelt: Die neue Synagoge an der Hohen Weide wurde 1960 eingeweiht, die Joseph-Carlebach-Schule im Grindelhof nahm 2007 ihren Betrieb auf. 2018 wurden in Hamburg erstmals Rabbiner ordiniert. Heute zählt die Jüdische Gemeinde in Hamburg, Körperschaft des öffentlichen Rechts, ca. 2.500 Mitglieder. Es gibt inzwischen wieder ein aktives jüdisches Leben, das von orthodox bis liberal verschiedene Strömungen umfasst.
Hier ein Beitrag von alster-aktuell.de bezüglich der Finanzierung aus dem November 2020.
Foto: Die Synagoge am Bornplatz aufgenommen von der Beneckestraße, 1906 © gemeinfrei