Ein neues Buch, geschrieben von über 80 Autoren, springt mit seinen Lesern in die 2030-er Jahre. Der Alstertaler Unternehmer Philipp Möller und Dr. Christoph Ploß (CDU-Chef in Hamburg) sind Co-Herausgeber – mit einem Blick in die Zukunft. Von Wolfgang E. Buss
Warum man uns Lesern als allererstes einen Tritt in die Magengrube verpasst, um den Hinweis zu bekräftigen, wie „strukturell- oder alltagsrassistisch“ wir doch alle seien, bleibt unbeantwortet. Dr. Irène Kilubi (laut Instagram: Community Building | Corporate Influencer Strategy) jedenfalls darf als Opener und erste Autorin des hier vorgestellten Buches, einen Rundumschlag austeilen. Rassismus und Diskriminierung gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund bei der Personalauswahl ständen noch immer im Mittelpunkt, so Kilubi. Sie hätte dem Buch und den folgenden 79 Autoren einen Gefallen getan, differenzierter zu denken. Wir – als Magazin-Verlag-Hamburg – zum Beispiel, sind keine Rassisten – wenn wir Menschen ohne Deutschkenntnisse nicht onboarden können, liegt das alleine an der Sprachbarriere. Das wird auch für 2030 und viele, viele andere Unternehmen gelten!
„Woran denken Sie, wenn Sie an die Zukunft denken“, fragt der Alstertaler Unternehmer Philipp Möller (Geschäftsführer Möller & Förster GmbH) in seinem Vorwort des Buches als Leitgedanken. Wenn er mit Menschen in seinem Umfeld über Zukunft spreche, treffe er immer wieder auf „German Angst“. Dabei besäßen wir doch eine hohe Reagibilität und Resilienz, neue Ideen umzusetzen. Zukunftsängste, also die Sorge der Deutschen vor den gigantischen Disruptoren Google, Facebook, Amazon und Co. und einer Berliner Bad-Governance, bezogen auf Innovation, sind allerdings schon fast berechtigt. Und dazu macht Möller in seinem Beitrag auch konkrete Vorschläge: So spricht er sich aus für den datengetriebenen und digitalisierten Staat und unterbreitet Politik und Verwaltungen Konzepte, um schnellere und effizientere Verwaltungen zu entwickeln. Das aber muss auch bedeuten, Personal im Staatsdienst den nötigen Changeprozessen anzupassen. Er fordert beim Recruiting junger Talente „digital first“ für den Staatsdienst, sowie den Blick stärker auf das „Digital-Skillset“ der Bewerber zu richten (als auf das rote oder grüne Parteibuch, wie derzeit in Hamburg wieder sehr ausgeprägt üblich, Anm. d. Red). So lautet einer seiner „Zukunfts-Bausteine“ für den digitalen Staat, in vielen Bereichen „KPI-getrieben“ zu operieren, um Soll- und Istgrößen besser zu vergleichen. Folgt man den 2030-Visionen Phillip Möllers, werden wir zahllose Optimierungsreserven identifizieren und nutzen, um so in eine Gesellschaft zu gleiten, in der der Verwaltungs-Staat auf das Smartphone reduziert wird.
Reisen wir ein Stück mit Christoph Ploß in die Zukunft wird schnell klar, die einfache Reduzierung von urbaner Mobilität auf das Fahrrad bleibt etwas für einfache Gemüter und Senatoren, deren höchster Innovationssprung die Erfindung des Fahrradhelms darstellt. Ploß sieht eine Zukunft mit fliegenden Taxis und autonom fahrenden Autos. Eine 5G-Gigabit Technologie, die intelligente und visionäre Mobilität in den Vordergrund von Forschung und Entwicklung stellt, statt sich dauernd vom Abendblatt mit Fahrradhelm-Fotos zum Helden schreiben zu lassen (Anm. der Red.). Wer autonomes Fahren vorantreibt, spart Menschenleben, rechnet Ploß vor. Denn das größte Risiko, um vom Fahrrad oder Auto direkt auf dem Friedhof oder im Krankenhaus zu landen, ist aktuell der Mensch! Alkohol am Steuer, die Schnell-noch-tippen-WhatsApp beim Abbiegen, Aggression bei Radfahrern oder Selbstüberschätzung bei den Autoposern, sind die Gefahren – nicht der Fortschritt. Künstliche Intelligenz wird diese Spezies mit modernster Mobilitätssteuerung und Überwachungstechnologien aus dem Verkehr ziehen, hin zu einer entspannteren Mobilitäts-Gesellschaft. Und das alles zunehmend CO2-frei (rechnet man CO2-Rucksack eine E-Auots einfach mal nicht mit), weil ein Netz intelligenter Ladensäulen das hoch volatile Angebot erneuerbarer Energien kompensieren kann, gestützt von lokalen Wasserstoff-Stationen, die überschüssigen Strom an sonnen- und windreichen Tagen zwischen speichern.
Besonders spannend die Vision des jungen Raoul Roßmann (Rossmann Erbe). Er sieht 2030 bereits als die „Post-Amazon-Ära“, mit revitalisierten Innenstädten, zerschlagenen Konzernen wie Google, Facebook oder eben Amazon. Vereinfacht gesagt, würde ein konsequent angewandtes Kartellrecht (knacken der Monopole) und die direkte Besteuerung der Online-Plattform-Giganten am Point-of-Sale, den Durchbruch bringen. Denn sie gedeihen an der völlig verfehlten Fiskalpolitik (Olaf Scholz) und der für sie künstlich entstandenen Marktvorteile (siehe Pandemie: die Läden sind leer – die Plattform-Umsätze gehen durch die Decke, ohne Ausgleichszahlungen!).
So ist das Buch insgesamt ein Mutmacherbuch für alle, die Spaß haben, Zukunft neu zu denken. Und für jene, die mit ihrem genaueren Hinsehen das Vertrauen in viele irrlichternde Figuren der Hamburger oder Berliner Politik verloren haben und sich sorgen, das Deutschlands Zukunft verspielt wird.