Die Hamburger Singer/Songwriterin Graziella Schazad ist ihrer inneren Stimme gefolgt und hat mit „Chapter One – Path Of Buddhist Mantras“ ein außergewöhnliches Album geschaffen. Es entschleunigt perfekt. Wir wollten wissen, wie es dazu kam und fragten nach.
Das ist mal ein Album, das aus der Masse der Neuveröffentlichungen heraussticht und einen sofort in eine andere Welt versetzt. Wenn man offen dafür ist. Mich hat die zarte Musik jedenfalls sofort verzaubert. Auch, wenn mir derartige Musik nur sehr selten zu Ohr kommt. Mir kommt dabei Jan Garbarek in den Sinn, mit seinem Officium, bei dem er auf historische gregorianische Gesänge Jazz mit seinem Saxophon legt. So ähnlich hat es die Hamburgerin auch gemacht. Alte Sanskrit Texte, vertont mit Geige & Co. Mit der Geige ist die gebürtige Berlinerin schon früh in Kontakt gekommen. „Eigentlich ist mein ganzes Leben Musik“, sagt sie lächelnd. Schon mit 6 Jahren spielt sie Gitarre, geht auf eine Schule, auf der man nebenbei extern Musik studieren kann, was sie auch macht. Mit Geige als Hauptinstrument und ein bisschen Klavier. „Ein strammes Programm. Natürlich hätte man später dann nochmal die Prüfungen richtig ablegen müssen.“ Mit 11 Jahren habe sie angefangen, eigene Songs zu schreiben und erste Singer/Songwriter-Erfahrung gesammelt. Und Mantras?
„Mit Anfang 20 bin ich das erste Mal mit Mann nach Indien gefahren und dort über Yoga auch auf Mantras gestoßen. Die Gesänge der Lamas in den Klöstern haben mich sofort fasziniert und ich habe sie für mich entdeckt. So richtig allerdings erst, als ich sieben Jahre später mit meinem ersten Kind schwanger wurde und ganzheitliches Yoga betrieben habe, mit Meditation. Das wurde für mich immer wichtiger und ich habe es fast täglich gemacht.“
Dabei habe sie begriffen, welche Kraft Mantras einem geben können. „Weil Sanskrit eine Sprache ist, die auf Schwingungen basiert. Man muss sie nicht verstehen, damit sie wirkt.“ Haben die Texte denn gar keine Bedeutung, will ich wissen. „Doch. Vereinfacht kann man sagen, dass Mantras Essenzen aus Texten sind, also Auszüge. Aber man kann sie nicht wörtlich übersetzten, das ist ja oft so mit alten Sprachen, die kaum noch gesprochen werden. Mir hat ein Lama gesagt, dass viele Lamas freiwillig drei Jahre Buddhismus studieren, aber trotzdem nicht wissen, was sie da rezitieren.“
Weil sie Graziella Schazad so gut gefallen, plante sie auch mal eines zu vertonen. Aber einfach nur so nachsingen, sei nicht ihre Art gewesen. „Ich habe es immer vor mir hergeschoben. Irgendwann habe ich einen alten Sanskrit Text genommen und in meinem eigenen Singer/Songwriterstil vertont. Ich wollte ja nicht das Genre wechseln.“ Trotzdem hat sie sogar Harmonium und Kalimba gelernt. Gerade die Kalimba, kommt ursprünglich aus Afrika, hat es ihr angetan. Herausgekommen ist ein vielfältiger Musikinstrumentenmix.
In einem nächsten Schritt hat die Musikerin begonnen, ein, zwei Mantras bei ihren Konzerten ins Programm aufzunehmen. Was folgte, hat sie nicht erwartet. „Nach dem Konzert kamen bestimmt 60 Prozent der Zuhörer zu mir und fragten, ob ich das auch auf CD habe. Und das, obwohl ich es ja nicht vor einem yogaspezifischem Publikum gespielt habe.“ Sie habe damals realisiert, dass sich die Wirkung von Mantras auf viele Menschen überträgt. Egal in welcher Zielgruppe. Das war vor gut viereinhalb Jahren und die Geburtsstunde der Idee, ein Mantra-Album zu realisieren. „Damit ich nach meinen Konzerten eines anbieten kann.“
Es hat geklappt, zusammen mit Anne de Wolff (Geige) und Ulrich Rode ist in deren BluHouseStudio im Alstertal etwas außergewöhnlich Schönes entstanden: „Die klangvollen Wiederholungen entfalten eine heilsame Kraft und geben einem ein Gefühl der Verbundenheit mit sich und dem Leben“, erklärt Graziella die Faszination der Mantras.
Gerade in den aktuellen stressigen Zeiten, vor allem während (oder hoffentlich nach) der Corona-Pandemie, passt diese CD – Graziella Schazad: „Chapter One – Path Of Buddhist Mantras“/Kame Entertainment – richtig gut, um vom Alltag entschleunigen zu können.
Mehr Infos zur Singer/Songwriterin und ihrem Album sowie einige Songs gibt es HIER.
Foto: © Dominik Schacht