Trauerspiel Mellingburger Schleuse

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Ob sie wohl überhaupt noch zu retten ist? Das fragen sich die Spaziergänger beim Anblick der baufälligen Mellingburger Schleuse. Dabei ist sie ein wichtiges historisches Zeugnis der Alsterschifffahrt.

Als einzige der Alsterschleusen ist sie in der ursprünglichen Holzkonstruktion aus dem frühen 19. Jahrhundert erhalten geblieben. Zusammen mit dem 1529 erbauten und 1717 umgestalteten Schleusenmeisterhaus zählt die Anlage zu den ältesten Bauwerken im Alstertal!

Ein Denkmal zerfällt: Statt die maroden Teile eines der ältesten Bauwerke des Alstertals zu sanieren, wurden einfach Teile abgesperrt. Jahrelang! Kein schöner Umgang mit der eigenen Zeitgeschichte. Alle Fotos: © Jan Heitmann

Doch dass sie ein ausgewiesenes und damit geschütztes Hamburger Kulturdenkmal ist, sieht man ihr dank jahrelanger Vernachlässigung seitens der Stadt nicht an. Die Holzkonstruktion ist schon lange nicht mehr vollständig, und das, was noch übrig ist, ist so marode, dass es abzustürzen droht. Doch statt zu retten, was noch zu retten ist, hat die Stadt es sich leicht gemacht und schon im Jahr 2014 den Zugang zu einigen Teilen der Anlage gesperrt – als „vorübergehende Sicherungsmaßnahme“, wie es in der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des Alstertaler CDU-Politikers Dennis Thering aus dem Jahr 2015 heißt. „Mittelfristig“ sei eine Sanierung von Holzbauteilen und Mauerwerk geplant, heißt es dort weiter. Doch getan hat sich seither nichts. Stattdessen ließ die Stadt die Anlage weiter verfallen. So waren die Gangspills zur Bedienung der Flügeltore schließlich so verrottet, dass sie schon vor einigen Jahren entfernt wurden.

Nun schlägt der Denkmalverein Hamburg e.V. Alarm. Er hat die Mellingburger Schleuse auf seine Liste gefährdeter Denkmäler gesetzt und fordert die Stadt auf, „zeitnah“ mit der Sanierung „dieses für die Geschichte des Alstertals bedeutenden Bauwerks“ zu beginnen. „Die Stadt hat eine Vorbildfunktion im Umgang mit ihren Baudenkmälern“, mahnt Kristina Sassenscheidt, die Geschäftsführerin des Vereins.

Doch davon will die Stadt offensichtlich nichts wissen. Denn auch mit dem vom Bezirksamt Wandsbek für Anfang 2022 in Aussicht gestellten Beginn der Sanierungsarbeiten wird es nichts. Jetzt ist von Anfang 2023 die Rede. So steht es jedenfalls in der Antwort des Senats auf eine aktuelle Anfrage von Dennis Thering. Demnach seien „auf Grundlage gesetzlicher Rahmenbedingungen in Verbindung mit der Vorplanung umfangreiche Untersuchungen mit entsprechenden Zeitbedarfen erforderlich“. Diese Untersuchungen und die damit verbundenen Abstimmungsprozesse führten dazu, dass sich der Baubeginn verzögere, so der Senat weiter. Zudem hätten „besondere fachliche Anforderungen des Denkmalschutzes“ dazu geführt, „dass für Planungsleistungen nur wenige bis keine Angebote abgegeben werden“.

Für die CDU Alstertal klingt das nicht überzeugend: „Das sind alles keine neuen Argumente, die hier vorgebracht werden“, kritisiert Wolfgang Kühl. Die Behörden hätten „schon lange Zeit gehabt, aktiv zu werden“. Gemeinsam mit dem Denkmalverein hoffe er, „dass die geplante Schleusensanierung nun auch mal Wirklichkeit wird“. In einem Jahr werden wir wissen, ob diese Hoffnung berechtigt war. Wenn es dann für die Mellingburger Schleuse nicht schon zu spät ist. Jan Heitmann, Historiker

Weitere Infos gibt es auch HIER vom Denkmal Verein Hamburg.