Einsamkeit hat, je nach Ausprägung, für viele Betroffene sowohl psychische als auch physische Auswirkungen und kann zum Beispiel zu Depressionen oder Herzkrankheiten führen. Trotzdem ist Einsamkeit in unserer Gesellschaft, egal in welchem Alter mehrheitlich noch ein Tabuthema. Aber warum ist das so?
Der Weg aus der Einsamkeit ist schwer
Einsamkeit wird von vielen Betroffenen als Makel wahrgenommen. Schließlich gelten in der heutigen Gesellschaft ein großer Freundeskreis, harmonisches Familienleben und viele soziale Kontakte oder Netzwerke in gewisser Weise als „Statussymbol“, ähnlich wie beruflicher Erfolg oder ein hohes Einkommen. Das macht es oft schwerer, offen darüber zu sprechen.
Auf der anderen Seite fehlt es Außenstehenden oft am Bewusstsein für das Problem: Einsamkeit wird mit Alleinsein gleichgesetzt, was nicht grundsätzlich als negativ eingeschätzt wird.
Die Lösung erscheint vielen einfach: „Geh doch mal raus und lerne neue Menschen kennen.“ Dabei wird jedoch schnell die Realität übersehen. Viele, die unter Einsamkeit leiden, sind selbst nicht in der Lage, erfolgreich aus ihrer Situation auszubrechen, auch wenn sie es eigentlich wünschen. Das kann zum einen tiefgehende psychische Ursachen haben, die ein offenes, vertrauensvolles Zugehen auf Menschen erschweren. Zum anderen kann es an Sprachbarrieren liegen, an mangelnden finanziellen Mitteln oder an fehlender Mobilität, die gerade im Alter häufig eine wichtige Rolle für soziale Teilhabe spielt. Umso wichtiger ist es, die Gesellschaft für das Thema Einsamkeit zu sensibilisieren und Betroffenen, wo immer es möglich ist entgegenzukommen.
Natürlich betrifft Einsamkeit jede Altersgruppe. Doch ältere Menschen trifft sie oft besonders hart.
Einsamkeit ist kein Phänomen einer bestimmten Altersgruppe, sondern kann junge Menschen ebenso treffen wie Seniorinnen und Senioren. So gaben in einer Forsa Umfrage 22 Prozent der befragten Personen über 75 Jahre an, hin und wieder bis häufig Einsamkeit zu verspüren. Die Ende 2021 veröffentlichte Studie „Hohes Alter in Deutschland“ stellt fest, dass Frauen dabei etwa doppelt so häufig wie Männer betroffen sind. Ebenfalls bemerkenswert: Der Anteil einsamer Menschen in Heimen beträgt über 30 Prozent. In Privathaushalten hingegen nur rund 9 Prozent.
Ein Thema für die Politik
Spätestens mit der Corona-Pandemie und der damit zunehmenden sozialen Isolation ist das Thema Einsamkeit mehr in den Fokus von Öffentlichkeit und Politik gerückt. Dass chronische Einsamkeit zu Krankheiten und damit zu hohen von uns als Gesellschaft getragenen Kosten führen kann, ist zudem schon länger bekannt. So gab es im Bundestag mehrere Forderungen, sich mit dem Thema intensiver zu befassen und mit passenden Maßnahmen darauf zu reagieren. Forderungen, die sich das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zu Herzen genommen hat, unter anderem mit mehreren Förderprogrammen zur Bekämpfung von Einsamkeit im Alter. Darüber hinaus werden vom Ministerium regelmäßig Studien in Auftrag gegeben, aus deren Ergebnissen sich Maßnahmen ableiten lassen. Umgesetzt werden diese nach wie vor insbesondere auf kommunaler Ebene, wo Ehrenamtliche, Vereine und gemeinnützige Organisationen die Bedürfnisse am besten einschätzen und Nähe zu Betroffenen aufbauen können.
Einsamkeit muss sichtbarer werden Um Einsamkeit erfolgreich zu begegnen, muss das Thema mehr in die Öffentlichkeit getragen werden. Die Menschen müssen sensibilisiert werden, wenn möglich schon in jungen Jahren. Eine besondere Herausforderung liegt demnach darin, Angebote möglichst barrierefrei zu gestalten. Dies können offene Begegnungsräume vor Ort sein, Gesprächsangebote übers Telefon oder mehr und feste Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner bei den Sozialämtern und Vereinen. Ein weiterer Punkt ist die Notwendigkeit, aktiv auf Menschen zuzugehen, die es aus eigenem Antrieb nicht schaffen, der Einsamkeit die Stirn zu bieten.