Niemals aufgeben

0
479
Vanessa Blumhagen lebt mit der Autoimmunerkrankung Hashimoto. Um anderen Betroffenen zu helfen, hat die Journalistin bereits fünf Bücher über die Krankheit veröffentlicht. Nun geht sie noch einen Schritt weiter. Die 44-Jährige veranstaltet  am 20. August den ersten “Hashimoto Day“ in Hamburg.

Schlafstörungen, Depressionen, unkontrollierte Gewichtszunahme, plötzlich auftretende Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Haarausfall – erkennen Sie sich in diesen Beschwerden wieder? Dann sind Sie möglicherweise eine von circa 13 Millionen Deutschen, die an Hashimoto-Thyreoiditis leiden, einer Autoimmunerkrankung, in deren Verlauf der Körper die eigene Schilddrüse angreift und letztlich zerstört. Wir haben mit der sympathischen Moderatorin gesprochen, die eine dreijährige Odyssee hinter sich bringen musste, bevor sie die Diagnose erhielt.

ALSTER MAGAZIN: Es hat bei Ihnen sehr lange gedauert, bis Sie wussten, dass Sie an Hashimoto leiden. Können Sie diesen Weg beschreiben?

Vanessa Blumhagen: Ich habe drei Jahre nach meiner Diagnose gesucht, bin von Arzt zu Arzt gerannt. Es standen angebliche Diagnosen wie Rheuma, ein Gehirntumor, MS im Raum. Alles zum Glück falsch. Ich hatte Haarausfall, unzählige Nahrungsmittelunverträglichkeiten, meine Tage blieben aus, ich habe innerhalb kürzester Zeit 11 kg zugenommen. Durch einen Zufall kam ich auf Hashimoto. Mein Arzt schaute sich die Blutwerte an und gab daraufhin zu, dass man diese Diagnose schon von Anfang an hätte stellen können.

Waren Sie jemals an einem Punkt, wo Sie die Hoffnung aufgegeben hatten, dass Ihnen geholfen wird?

Das gab es während meiner dreijährigen Suche nach einer Diagnose tatsächlich. Aber ich bin niemand, der schnell aufgibt. Ein Tag voller Tränen ist okay. Aber spätestens am nächsten Tag heißt es wieder: Krönchen zurecht rücken und weiter geht’s. Wenn ich nicht so ticken würde, wäre ich nicht da, wo ich heute bin.

Was haben Sie empfunden, als Sie endlich die Diagnose erhalten haben.

Zuerst einmal natürlich große Erleichterung. Allerdings hielt die nicht lange an, weil ich schnell gemerkt habe, dass Schilddrüsenhormone alleine nichts groß an meinen Symptomen verändern. Deshalb bin ich auf die Suche gegangen, habe mich in den USA mit Büchern eingedeckt und Experten getroffen. Nach und nach habe ich so meinen Weg gefunden und den gebe ich jetzt an andere weiter.

Herzensprojekt! Am 20.August findet der erste Hashimoto Day in Hamburg statt.

Wie kommen Sie persönlich mit dieser chronischen Krankheit zurecht?

Sehr gut. Ich sehe Hashimoto nicht als Bürde und habe die Krankheit als Teil meines Lebens angenommen. Das hat sehr viel verändert. Ich versuche, dem ganzen auch nicht zu viel Raum zu geben. Das wird sonst zu anstrengend, für mich und mein Umfeld.

Was raten Sie anderen Betroffenen?

Sich selbst zu informieren. Nur so kann man bei den Ärzten erreichen, dass einem wirklich geholfen wird. Und: Man braucht einen guten, ganzheitlich behandelnden und denkenden Arzt oder Heilpraktiker an seiner Seite. Sonst kämpft man an zu vielen Fronten. Auf unserer Website gibt es deshalb einen Ärztefinder.

Sie haben bereits fünf Bestsellerbücher zum Thema Hashimoto veröffentlicht und teilen Ihr umfangreiches Wissen mit Ihrer Instagram Community, bei Vorträgen und Seminaren. Wie reagiert die Öffentlichkeit auf Ihre Publikationen? Werden Sie oft von Hilfesuchenden kontaktiert?

Ich bekomme täglich ca. 50 – 100 Nachrichten über Instagram, Facebook, per Mail und unsere Website www.hashimoto-deutschland.de. Die Menschen sind verzweifelt, weil ihre Fragen nicht beantwortet und sie von ihren Ärzten abgespeist werden mit Sätzen wie: „Das hat nichts mit Hashimoto zu tun. Essen Sie weniger, dann nehmen Sie auch ab!“ Dabei sind viele Fragen ganz einfach zu beantworten. Die besagten Ärzte finden mein Engagement und meine Aufklärung nicht immer gut. Gut informierte Patienten sind anstrengend. Aber ich bekomme auch viel positives Feedback von Medizinern, die mir schreiben, dass sie erst durch meine Bücher angefangen haben, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Viele empfehlen ihren Patienten nach einer Diagnose sogar meine Bücher. Das ehrt mich natürlich.

Am 20. August findet zum ersten Mal der Hashimoto Day in Hamburg statt. Planen Sie diese Veranstaltung regelmäßig, vielleicht auch in anderen Städten durchzuführen?

Das ist eine schöne Vorstellung und sicher ein großes Ziel. Aber jetzt machen wir erstmal den Hashimoto Day in Hamburg. Wir haben großartige Experten, es gibt leckeres, gesundes Essen, eine prallvolle Goodie Bag für jeden Besucher und viel Zeit für Gespräche und Austausch untereinander. Ich wünsche mir, dass jeder Betroffene mit ganz vielen spannenden und hilfreichen Ansätzen, einem großen Berg Motivation und viel neuer Lebensfreude nach Hause geht. Dann haben wir alles richtig gemacht.

Ihr Lebensmotto? Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende. Mehr Infos: www.hashimoto-days.de

© Robert Recker