Immobilienwirtschaft steht vor großen Herausforderungen

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Die deutsche Immobilienwirtschaft ist in einen Change-Prozess geraten. Ungewollt. Nach vielen fetten Jahren stünden schwierige Zeiten bevor, erklärt ECE-Direktor und Alstertaler Klaus-Peter Hesse im Podcast AlsterCast mit Verleger Wolfgang E. Buss.

Die schlecht gemanagte Pandemie mit viel zu vielen Kollateralschäden hat nachhaltige Probleme hinterlassen,

– das Zusammenbrechen internationaler Lieferketten lies viele Materialpreise explodieren

– der noch völlige offene Ausgang des Krieges in der Ukraine birgt unübersehbare Risiken.

Und die damit ins Absurde steigenden Energiepreise bringen den Wirtschaftsstandort Deutschland deutlich in Gefahr!  Und dann sucht das Baugewerbe auch noch händeringend Mitarbeiter.

Wie wirkt sich all das auf die im Alstertal ansässige ECE aus? Das wollten wir von Klaus-Peter Hesse wissen. Lesen Sie hier einige Auszüge aus dem Talk und hören Sie das ganze Gespräch mit Wolfgang E. Buss in unserem Podcast (siehe unten).

Klaus-Peter Hesse: Wir haben in der Tat aktuell riesige Herausforderungen in der Immobilienwirtschaft. Das gilt nicht nur für das Projektentwickler-Geschäft, sondern natürlich auch für notwendige Veränderungen im Einzelhandel.

Wolfgang E. Buss: Wir alle kennen die ECE zunächst als führenden Einzelhandelsexperten. Die ECE vermietet 20.000 Shops, die einen Umsatz von 22,7 Mrd. Euro erwirtschaften auf einer Verkaufsfläche von sieben Millionen Quadratmetern. Das sind gewaltige Zahlen, doch wie geht es dem stationären Einzelhandel aktuell?

Als Inhaber geführtes Unternehmen mit Alexander Otto an der Spitze haben wir gemeinsam mit unseren Partnern die Flexibilität, um auf Veränderungen und Krisen zu reagieren und in unseren Centern einen attraktiven Branchenmix, neue Angebote und immer wieder neue Erlebnisse durch Events anzubieten. Auch verstehen wir uns mit unseren Händlern als Schicksalsgemeinschaft und gehen gemeinsam digitale Herausforderungen durch „connected commerce“ an. Viele Kundinnen und Kunden sind bereits zurückgekommen, weil die Ware in der Hand durch keinen Monitor zu ersetzen ist oder haben sich im Internet Anregungen geholt. Dennoch sind die Rahmenbedingungen derzeit für den Handel undankbar, denn neben Corona drückt natürlich auch die Inflation auf das Konsumklima. In der Projektentwicklung sieht es ähnlich aus. Wir sind nie unkalkulierbare Risiken eingegangen, deswegen geraten wir jetzt auch nicht in Schieflage. Im Gegenteil, wir haben die Möglichkeit, antizyklisch zu investieren. 

Interessant zu erwähnen ist, dass der Onlinehandel vor knapp 20 Jahren mit null Euro Umsatz begann, und inzwischen auf 100 Milliarden Euro angewachsen ist. Alleine der Umsatz, den Kunden mit ihrem Handy machen, beläuft sich auf 50 Milliarden Euro. Die ECE baut seit geraumer Zeit keine neuen Einkaufszentren mehr. Müssen Einzelhandelsimmobilien derzeit neu bewertet werden?

Herausforderungen durch Digitalisierung sind auch Chancen. Man muss Sie nur mutig angehen! Einzelhandelsimmobilien verändern und entwickeln sich ja fortlaufend – das ist ihre Stärke. Die ECE glaubt aber an die Lagen ihrer Center und steckt jetzt alle Kraft in die Transformation durch innovative Konzepte. Hierzu gehört auch die energetische Optimierung. Mein Schwerpunkt liegt derzeit in der Entwicklung völlig neuer gemischt genutzter Quartiere. Und hierfür ist die ECE mit ihren Erfahrungen aus der Centerentwicklung und der konsequenten Ausrichtung an den Kundenwünschen optimal aufgestellt.

Trotz allem entsteht in der Hamburger HafenCity mit dem Übersee Quartier ein gigantisches neues Einzelhandelsobjekt mit 80.000 m² Verkaufsfläche. Welchen Einfluss wird dieses neue Shoppingcenter auf die teils schon leer stehende Hamburger City haben?

Das Objekt wird weiteren Druck auf die Hamburger City entfalten. Und da ist es wichtig, dass sich die Politik Gedanken macht, auch den Standort Innenstadt zu stärken. Ich sehe hier insbesondere den öffentlichen Raum, der durch mehr genehmigte Außengastronomie und Verkauf aber auch durch Genehmigungen von frequenzbringenden Veranstaltungen besser genutzt werden sollte.  Da sich die Innenstadt aus vielen verschiedenen Eigentümern zusammensetzt, ist es allerdings deutlich schwieriger, diesen Standort zu managen als unsere Einkaufszentren.

Wir wollen jetzt noch einmal über die Wohnungsbau-Projektentwicklung sprechen, das ist ja deine Kernkompetenz, und da stellt sich die Frage aktuell, wie managt ihr die Projekte bei den enormen und kaum planbaren Baupreisentwicklungen?

Nun, wir müssen alle derzeit mit spitzem Bleistift unsere Projekte rechnen und viele stehen derzeit im Feuer. Ich rechne durch die aktuellen Baukosten, gestiegenen Zinsen und hohen staatlichen Auflagen durch Bauvorschriften und Regulierungen sowie dem Wegfall von Förderungen nicht mehr mit Erreichung der politischen Zielzahlen. Es ist für jeden Projektentwickler derzeit äußerst schwierig, die Zukunft zu planen.

Dieser durch den Stillstand entstehende Nachfragerückgang könnte dann zu fallenden Preisen führen?

Das ist so. Viele Projekte sind deutlich länger am Markt als noch vor Jahren.

In Altona ist das gewaltige und seit Jahren geplante Wohnungsbauprojekt „Holsten-Quartier“ schon seit längerem festgefahren. Was ist da los? Hättet Ihr das besser gekonnt?

Ich habe schon einmal an anderer Stelle gesagt: Hätte die ECE das Projekt damals gekauft, würde es heute bereits stehen! Das Projekt ist kompliziert und seine Rahmenbedingung sind inzwischen schwierig geworden.

Entwickelt sich dadurch auch ein Trend für sinkende Mieten?

Nein, die riesige Nachfrage nach Wohnraum bleibt und wird auch in naher Zukunft nicht gedeckt werden. Heißt: Wir müssen weiter bauen, bauen, bauen…

Foto: ECE-Direktor und Alstertaler Klaus-Peter Hesse © ECE

HIER geht es zum Podcast (44 Minuten) in dem ausführlich über alle Aspekte gesprochen wird, auch über die Fragen, warum trotz unserer schrumpfenden Gesellschaft immer mehr Wohnraum nachgefragt wird. Und: warum in Tokio mit 37 Millionen Menschen und zahllosen Wohnungen die Mieten noch höher liegen als bei uns!