Frankreich im Norden beim Kulturfestival arabesques

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Beim 11. Deutsch-Französischen Kulturfestival arabesques (30.09.-15.12.) begegnen sich wieder deutsche und französische Künstler:innen in über 50 Veranstaltungen – von Musik, Film, Debatten über Ausstellungen, Chanson, Theater, Literatur. Mit dem Jahresthema „Métamorphose II: Freiheit – Liberté“ beschäftigen sie sich mit dem Prozess des Wandels, stellen die Frage, woher die Freiheit kommen kann, einen neuen Weg zu gehen, der gesellschaftliche Umbrüche mit dem Schutz von Natur, Umwelt und Menschenwürde, Frieden und Sicherheit verbindet. Hier ist das Programm:

Ensemble arabesques 

Um Opern und Sinfonien auch außerhalb der Konzerthallen unter die Leute zu bringen, wurden Bläserfarben aus ihrem orchestralen Zusammenhang gelöst und für Bläseroktetts bearbeitet: „Sie glauben nicht, was eine Sinfonie mit Flöten, Oboen und Klarinetten einen herrlichen Effekt macht,“ begeistert sich Mozart. (Ensemble arabesques, Laeiszhalle 4.11.). Dafür, dass Gouvys Werk ein Jahrhundert fast vollständig vergessen wurde, wird die Stellung des Elsässers zwischen den Kulturen zu einer Zeit großer Spannungen gesehen. Zeitgleich spielt in Dänemark der als exzentrisch geltende Emil Hartmann mit Elementen skandinavischer Melodien. Auf der Durchfahrt in Linz wurde Mozart um ein Konzert gebeten. Dieser notierte: « weil ich keine einzige Simphonie bey mir habe, so schreibe ich über hals und kopf an einer neuen ». (Ensemble arabesques, Buchholz, 12.11.)

Freiheit – Mut – Körper 

Zum Fest des französischen Animationsfilms zeigt das Institut français Hamburg unter dem Titel Drôles de rencontres …7 Kurzfilme ohne Sprache für 3-6jährige (19.10.), den Langfilm Le Grand méchant renard et autres contes von Benjamin Renner und Patrick Imbert (20.10.) sowie die wahre Geschichte über das Leben von Josep Bartolí, einen Anti-Franco-Kämpfer und außergewöhnlichen Künstler, erzählt von Filmemacher Aurel in Josep (25.10.). Mit Hingabe und Esprit schreibt Julia Korbik über Françoise Sagan, eine Schriftstellerin zwischen zwei Wellen der Frauenbewegung (Bar Levante, Levantehaus, 10.11.). Colette, Ikone der Belle-Epoque, nahm sich Anfang des letzten Jahrhunderts Freiheiten heraus, wie es nur wenige wagten. Aurélie Namont (Klavier) und Véronique Elling (Rezitation) widmen ihr das Programm Colette – Notes de tournée mit Werken Debussy, Boulanger, Ravel, De Falla und Satie (Augustinum Aumühle, 24.11. / Lichtwarksaal, 30.11.). In der griechischen Mythologie ist Styx die Tochter der Dunkelheit und die Mutter der Stärke. Anhand dieses Mythos erkundet die französische Künstlerin Alix Marie die Zerbrechlichkeit des Körpers (PHOXXI. Haus der Photographie, Deichtorhallen 24.11.2022–26.02.2023).

Verwandeln – Bewahren – Erneuern

Der Künstler Andreas Neuffer zeichnet, ritzt und fräst leise, kraftvolle Bilder. Seine Inspiration findet er auf der Straße. (Tonali Galerie, 12.–18.10.). In Nicolas Moogs Werk spielen das Absurde und Erfahrungen von extremer Armut eine Rolle. Er erzählt über seine Graphic Novels und Comics in „Spirou“ und „La Revue Dessinée“  (Institut français Hamburg, 17.10.). „Es tickt die Zeit. Das Jahr dreht sich im Kreise.“ (Erich Kästner) Vom Abschied erzählen die Sopranistin Julia Barthe und der Pianist Lémuel Grave (Torhaus Wellingsbüttel, 19.11.).

Genuss – Chaos – Liebe

Exzessiv im Sitzen feiern, stehend das Leben beklatschen: das neue Programm TOHUWABOHU der Singer-comédienne Clara Pazzini ist eine Hymne unfertige Fragen und verlorene Antworten (Tschaikowsky-Saal, 20.10.).

Clara Pazzini aus Rotherbaum hat lange in Frankreich gelebt und dort auch Kunstgeschichte studiert. Am 20.10. ist sie im Tschaikowsky-Saal zu hören.
© Alexandra Kern

Es gibt Begegnungen, die das Leben in ein Davor und ein Danach teilen … Mit dem neuen Chansonprogramm feiern Véronique Elling & Band 10 Jahre Bühnenjubiläum (Tschaikowsky-Saal, 13.11.). Der Stummfilm „Die Liebe der Jeanne Ney“ von Georg Wilhelm Pabst wird virtuos am Klavier begleitet von Marie-Luise Bolte (Metropolis Kino, 20.11.). Das explosive Duo Les 2moiselles de Paname lädt uns zu Klezmer- und Balkanmusik ein – mit Klarinette und Cello, ryhthmisiert von einer „Loop Station“ (Tschaikowsky-Saal, 21.10.). „Invitation au voyage“ heißt das Programm des im Libanon aufgewachsenen Pianisten, Komponisten und Chansonnier Claude Séférian und seiner Tochter Marie, begleitet von der klassischen Pianistin Christiane Rieger (Zeughaus Wismar, 29.10. / Tschaikowsky-Saal Hamburg, 05.11.). Rendez-Vous, das Chanson-Swing-Ensemble um Caroline Lacaze erweckt Klassiker wie La Vie en Rose, La Mer sowie aktuelle Songs von Dutronc oder Zaz (Tschaikowsky-Saal Hamburg, 03.11. / Apollo-Club Elmshorn, 09.12.).

Taverne, Bistro, Theater 

Les Sales Gosses wühlen die verrückte Welt der Tavernen, „Guinguettes“, auf mit Kompositionen des großen Georges, der môme Piaf, des schrecklichen Gainsbarre … (MS Stubnitz, 01.11.). Ein bretonisches Erfolgsrezept: Les P’tits fils de Jeanine (MS Stubnitz Hamburg, 16.11. / Apollo Club Elmshorn, 09.12. / Räucherei Kiel 19.11.). Les France-Brötchen führen Improvisationen nach Ideen des Publikums auf in französischer Sprache. (Freundlich + Kompetent Bar, Hamburg 5.12.) Sehnen wir uns in dieser Zeit nicht manchmal nach Sonne und Meer und möchten die Wollstrümpfe in den Kamin schmeißen? Keine Sorge: der Abend mit Clara Pazzini steht unter dem Stern der Liebe. Joyeux Noël! (Lichtwarksaal, 15.12.)

Genauere Infos zu den Terminen inkl. Ticketpreisen gibt es HIER.

Foto: Der Pianist Lémuel Grave präsentiert zusammen mit der Sopranistin Julia Barthe am 19. November um 18 Uhr im Torhaus Wellingsbüttel Kompositionen von Robert Schumann, Johannes Brahms und Richard Strauss, Gedichte von Mascha Kaleko, Theodor Storm und Herrmann Hesse sowie Gedanken zum Abschied.

Tickets: 19 € | 17 € (Mitglieder des Vereins Torhaus Wellingsbüttel) / 10 € (Studierende). Karten über buero@kulturkreis-torhaus.de und unter Tel. 040-5361270.

© Lémuel Grave