Hyper, hyper, always hardcore. Döp döp döp dö de döp döp d –Der Musikdokumentarfilm FCK 2020 von Regisseurin Cordula Kablitz-Post begleitet Deutschlands unangefochtene Techno-Superstars Scooter über die letzten zweieinhalb Jahre quer durch Europa – privat, im Studio, auf Reisen und Konzerten.
Der Film verwebt erstmals privates und exklusives Archivmaterial der 30-jährigen Bandgeschichte mit emotionalen Höhen und Tiefen von Frontmann H.P. Baxxter durch die Corona-Krise und geht der entscheidenden Frage nach, was passiert, wenn Parties und Auftritte verboten sind? Ein intimes Porträt des legendären Frontmannes an allen Schauplätzen seines Lebens, mit der Frage was H.P. Baxxter bis heute so erfolgreich macht und ihn antreibt, niemals zu altern.
Kaum eine andere deutsche Band polarisierte einst so sehr wie die Techno-Pop-Pioniere. Eine Erfolgsgeschichte bei mindestens 150 BPM! Früher Kirmesmucke, heute dadaistischer Wahnsinn und Kult. Mit einfachen und prägnanten Parolen wie Hyper! Hyper! oder How much is the fish? sind Scooter international bekannt geworden und haben über 30 Millionen Tonträger verkauft.
Schon nach den ersten paar Minuten werden die merkwürdigen Hierarchien im Gefüge Scooter klar: Geerdes ist der ebenso launenhafte wie disziplinierte Star, ein hedonistisches Stehaufmännchen, der zwar den Rausch der Raveparty vor über 30 Jahren institutionalisiert hat, sich davon aber nie von seinem Karriereweg hat abbringen lassen. Nach dem Konzert ist vor dem Konzert, und nach vielen Zigaretten und Redbull-Wodkas folgen ausnahmslos Entschlackungs-Smoothies, Kraftkammer und ausgiebige Körperpflege. Er sei immer schon ein Diktator gewesen, sagt seine Mutter an einer Stelle amüsiert, als dem Filmteam alte Fotos und Videoaufnahmen aus den 1970er und 80er Jahren gezeigt werden.
Geerdes zeigt sich als offener Gesprächspartner, der sich beim Schminken und an Mamas Kaffeetafel drehen lässt, offen über eine gescheiterte Beziehung und mittelmäßige Songwriter-Qualitäten spricht. Er offenbart, wie wichtig ein aufgeräumtes Zuhause als Struktur und Rituale selbst beim Feiern sind, damit er im chaotischen Musikerleben nicht aus der Bahn gerät.
Beiläufig erzählt der Film die Bandgeschichte, wichtige Weggefährten kommen zu Wort. Das Zentrum bleibt aber immer H.P. Baxxter, der zwischendurch die Kamera zu vergessen scheint und an Mitstreitern ordentlich Kritik übt. Wie sich die Musik verändert hat, wie sie Massen mitreißt, macht die Dokumentation spürbar.
Maximale Musik-Ekstase: Ohropax, Wattebällchen, kugelig gekaute Taschentücher — wer bei Scooter Konzerten nichts hat, das er sich in die Ohren stopfen kann, der hat verloren. Schon das erste Bassgrollen dröhnt dermaßen laut aus den Boxen, dass die Luft aus den Lungenflügeln gedrückt wird.
Scooter nennen das „hardcore“ — härter als hart. Ganz nach dem Motto: Es bollert und wummert so arg im Leib — man muss irgendwas tun, damit man überlebt und nicht platzt.
Wenn dann noch Schwertschluckerinnen und Fackeljongleure ins Spiel kommen und H.P Baxxter “Hyper! Hyper!” durch drei hintereinandergeschaltete Megafone in die Menge schreit, ist der Wahnsinn komplett und die Masse am ausrasten. Auf den Text achtet eh niemand. Scooter Musik geht durch die Ohren direkt in die Beine, ohne das Gehirn zu streifen. In diesem Sinne „Happy Hardcore“!
“FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter” läuft in den deutschen Kinos.
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