Ohlsdorfer Friedensfest: Anschlag auf Friedenszelt

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Auf das Festzelt des Ohlsdorfer Friedensfestes, das am 06.08. endete, ist ein Anschlag verübt worden. Unbekannte Täter haben 20 von 24 Zeltbahnen des Friedenszelts zerschnitten. Das Friedenszelt an den Gräbern der Bombenopfer und dem Mahnmal ist Veranstaltungsort des Ohlsdorfer Friedensfestes 2023.

Entdeckt wurde die Tat am Freitag, die Polizei ist eingeschaltet. Wegen der klaren Positionierung des Bündnisses Ohlsdorfer Friedensfest besteht die Vermutung, dass die mit großer Aggression ausgeführte Aktion aus dem rechtsextremen Milieu stammen könnte. Der Schaden beläuft sich auf rd. 6.000 Euro. “Der heimtückische Anschlag zeigt, dass die Auseinandersetzung mit Krieg, Gewaltherrschaft, ihren Folgen und den Gegenwartsbezügen alles andere als erledigt ist. Auch im nächsten Jahr wird es wieder ein Friedensfest geben”, so die VeranstalterInnen.

Was ist das Ohlsdorfer Friedensfest?

Ende Juli bis Anfang August 1943, vor genau 80 Jahren, erlebte die Hamburger Bevölkerung in den Nächten der „Operation Gomorrha“ den Höhepunkt der Bombardierung der Stadt durch die Alliierten – eine unvorstellbare, entsetzliche Kriegshölle. Die für die Hansestadt und ihre Menschen bisher größte Katastrophe war die Folge der nationalsozialistischen Herrschaft. Diese historischen Ereignisse im Zweiten Weltkrieg können kein Fest begründen, gefeiert wird die Befreiung vom Nationalsozialismus, die nur durch das militärische Eingreifen einschließlich zahlloser Opfer möglich war. Es ist ein Gedenken an diese Opfer, an diejenigen, die Widerstand leisteten und ein Bekenntnis zu den heute geltenden demokratischen Werten, insbesondere der Anerkennung der Würde des Menschen. Werte, die das damalige NS-Regime verachtete und permanent missachtete.

Rechtsradikale haben zu den sommerlichen Jahrestagen der Bombennächte zwischen 2003 und 2008 bei den Gräbern der Bombenopfer diffamierende Kundgebungen veranstaltet und versucht, die nationalsozialistischen Verbrechen zu relativieren. Daraufhin bildete sich das „Bündnis Ohlsdorfer Friedensfest“, das seit Sommer 2009 durch Präsenz und konstruktiven Gegenentwurf diesen Versuchen der Umdeutung der Geschichte mit künstlerischen Aktionen, Andachten und klassischen Vorträgen entgegentritt. Es besteht aus elf Institutionen: Arbeitskreis Kirchliche Gedenkstättenarbeit Neuengamme, Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V., Garten der Frauen e.V., Gegen Vergessen – für Demokratie e.V., Hamburger Friedhöfe -AöR-, Initiative Gedenkort Stadthaus, die Kirchengemeinden Mittleres Alstertal, Bramfeld und Steilshoop, Olmo e.V. – Verein für Kultur und Erinnerungsarbeit, Ver.di Hamburg, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes e.V./Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Hamburg.

Foto: © privat