Einer der Top-Nachwuchskünstler der Stadt kommt aus Klein Borstel: Vincent Mühlenbeck. Markenzeichen: farbenfrohe Köpfe mit großen Zähnen und noch größeren Augen. Das kommt an, denn obwohl sich der 19-jährige Autodidakt erst vor gut einem Jahr für ein Leben als freier Künstler entschieden hat, hängen seine Bilder bereits in London, den Niederlanden und den USA und er wird von der Düsseldorfer Part2Gallery vertreten. Nach diversen Ausstellungen ist eine Auswahl seiner Werke vom 7. bis zum 21. Juni nun erstmals auch in seinem „Heimatdorf“ zu sehen – bei der Haspa in der Stübeheide 164.
ALSTERTALPLUS: Bist du manchmal erschrocken, wenn du später auf deine Bilder schaust?
Vincent Mühlenbeck: Nein, für mich und meine Familie sind sie ja schon zur Gewohnheit geworden. Aber für andere nicht immer. Ich habe auf einer Ausstellung mal eine Skizze gezeigt, auf der stand der Satz „my husband kills“. Das ist aus einem Film und ich fand die dazugehörende Szene so schön. Natürlich werden nur Leute, die den Film kennen, diesen Satz erkennen. Einige junge Frauen waren davon aber wie geschockt und wollten sofort weg. Das fand ich gut. Ich möchte ja mit meinen Bildern Emotionen wecken und Reaktionen hervorrufen.
Ich denke, das sollte dir gelingen. Was willst du mit den Bildern sagen, ist es Wut? Oder ein Schrei nach Hilfe?
Auf keinen Fall, es kommt einfach so aus mir heraus. Ich habe eine Idee und male dann so lange bis das Bild dem entspricht, was ich im Kopf habe. Jeder kann anschließend gerne selber etwas in die Bilder hineininterpretieren. Ich tue es nicht. Auch die Worte oder Wortketten, die ich in einige Bilder comicartig integriere, haben keine Bedeutung. Einige finde ich witzig und sie kommen mir gerade in den Kopf. Jeder hat die Freiheit in meinen Bildern das zu sehen was sie oder er möchte.
Du bist mit 19 noch recht jung, wann war dir klar, Künstler werden zu wollen?
Ich habe immer schon gemalt, meine Eltern haben Kisten voller Bilder von mir. Auslöser, mehr daraus zu machen, war im vergangenen Jahr eine mögliche Bewerbung an der FSG auf der Veddel, einer Schule für Grafik und Design. Das lag nahe, da ich so gerne zeichne. Wir haben uns die Schule angeschaut und auch die ausgestellten Abschlussarbeiten, ich war mir sicher, das auch so gut zu können und da wurde mir das erste Mal so richtig bewusst, dass malen und zeichnen ja ein richtiger Job ist. Ich habe mich noch am selben Abend hingesetzt, habe die ganze Nacht durchgezeichnet und gemalt. Von da an sind meine Bilder immer grösser und bunter geworden. So habe ich kürzlich ein zwei Mal über drei Meter großes Bild fertiggestellt, das als eines von 15 Werken für Mitte April auf dem Kunstevent „The Unconventional Art Experience“ auf dem Gelände der Art Düsseldorf zu sehen gewesen ist.
Also strebst du anders als viele deiner Altersgenoss:innen keine Ausbildung an, sondern legst alles „all in“ in Bezug auf die Kunst?
Nein. Ich würde gerne studieren und bewerbe mich an Kunst-Unis. Aber ich arbeite auch schon als freier Künstler. Zumal ich ja bereits eine Galerie gefunden habe, die meine Kunst verkauft.
Ich male meistens nachts. Da kommt die Stadt zur Ruhe und es gibt keine Ablenkung. Ich kann voll in meine Kunst eintauchen. Mein Atelier ist in einer ausgebauten Scheune. Da störe ich nachts zum Glück niemanden. Im Sommer male ich etwas weniger. Da bin ich den ganzen Tag auf meinem Skateboard in der Stadt unterwegs, mit Skizzenblock und Stift. Auf der Suche nach neuen, spannenden Motiven und Eindrücken.
Hast du einen Plan B für den Fall, dass das freie Künstlerdasein nicht funktioniert?
Meine zweite große Leidenschaft ist das Skaten, ich könnte mir gut vorstellen auch etwas in die Richtung zu machen. Etwa Videos drehen – was ich mit einigen Freunden zusammen jetzt schon mache -, oder Klamotten und Bretter designen. Auch da gibt es Verbindungen zu Malerei und Kunst und alles was kreativ ist, liegt mir. Ich drehe auch Filme wie ich male. Die kann man sich auf meinem Instagram Account @m_uhle27 anschauen.
Ausstellungstipp:
Die Hamburger Sparkasse präsentiert in den Räumlichkeiten ihrer „Filiale Ohlstedt“, Stübeheide 164, vom 7. bis zum 21. Juni zu den üblichen Öffnungszeiten eine Auswahl aktueller Werke, die sich vor allem durch knallige Farben und prägnante Augen auszeichnen. „Ich bin im Dorf durch TV-Beiträge und Presse-Artikel – auch im Alstertal Magazin – erkannt und angesprochen worden. Um so mehr freue ich mich, jetzt hier meine Kunst zeigen zu können. Sie hat viele dreidimensionale Elemente, die man nur beim Betrachten des Originals erkennen kann“, so der Künstler, der im Stadtteil Klein Borstel lebt und auch malt. Auftakt der Ausstellung bildet eine Vernissage am 6. Juni von 18:30-20:00 Uhr. „Sie steht allen offen und ich freue mich auf die Besucher und Besucherinnen“, so Vincent Mühlenbeck.
Aufmacherfoto: Vincent Mühlenbeck in seinem Atelier in Klein Borstel. © Kai Wehl