In Hamburg haben bei der „Stunde der Gartenvögel“ über 1.100 Menschen Daten über die Vogelwelt gesammelt. Die NABU blickt auf 20 Jahre Vogelzählung zurück.
Bestes Frühlingswetter lockte am langen Wochenende vom 9. bis 12. Mai zum Vögelzählen bundesweit mehr als 53.000 Menschen in Gärten, Parks und auf den Balkon – über 1,1 Millionen Vögel wurden bei der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ gemeldet. In Hamburg beteiligten sich 1151 Personen, die insgesamt 20.274 Vögel zählten.
Jetzt liegen die Ergebnisse von Deutschlands größter Citizen-Science-Aktion vor, die bereits zum 20. Mal vom NABU durchgeführt wurde. Auf Platz eins der am häufigsten gesichteten Vögel landete – wie fast immer – der Haussperling, gefolgt von der Amsel und Kohlmeise.
In Hamburg ist die Amsel der häufigste Gartenvogel, dicht dahinter auf den Plätzen 2 und 3 die Kohlmeise und der Star.
„Auf den vorderen drei Plätzen gibt es seit Jahren wenig Veränderungen in Hamburg, nur die Reihenfolge ändert sich immer mal wieder“, stellt Malte Siegert fest, Vorsitzender des NABU Hamburg. „Das zeigt, wie zuverlässig und aussagekräftig die Daten der Vogelzählung sind.“ Die Zählergebnisse machen deutlich, wie es um die Vogelbestände in Hamburg steht. Auffällig war in diesem Jahr unter anderem der Zilpzalp. „Das überdurchschnittlich warme Frühjahr hat sich offenbar in der Vogelwelt bemerkbar gemacht, indem einige Arten früher zurückgekehrt oder mit der Brut gestartet sind“, sagt Franziska Kötter, Referentin für Vogelschutz beim NABU Hamburg. Daran habe auch der kurze Kälteeinbruch im April nichts geändert. Der Zilpzalp wurde in Hamburg um 33 Prozent häufiger gesichtet als im Vorjahr. „Als Mittel- und Kurzstreckenzieher ist er, wie auch einige andere Arten, etwas früher aus seinem Winterquartier zurück nach Deutschland gekommen.“
Ein weiterer Profiteur des milden Winters könnte der Zaunkönig sein. Er wurde um neun Prozent häufiger gemeldet als im Vorjahr. Dieser Trend ist auch bundesweit zu beobachten. Die Art sei anfällig für lange Kälteperioden, die es im vergangenen Winter nicht gegeben habe. Das könne laut Kötter die Population gestärkt haben. Das sonnige Wetter während Aktionszeitraumes hat auch zu deutlich mehr Mauerseglersichtungen in der Hansestadt geführt. Die Sichtungen hatten ein Plus von 16 Prozent. Weniger gut schnitten wieder viele Gebäudebrüter ab. Haus- und Feldsperling sowie die Mehlschwalbe verharren auf einem stabilen, aber niedrigen Niveau. Diese Arten werden bei Haussanierungen und Neubauten oft vergessen und brauchen dringend Hilfe, zum Beispiel in Form von Brutmöglichkeiten und künstlichen Nisthilfen.
„Unsere Zählungen sind Momentaufnahmen. Erst die Kontinuität über Jahre gibt uns ein realistisches Bild von der Bestandsentwicklung der Arten“, betont Vogelexpertin Franziska Kötter. Diese Trends haben die Ornithologen des NABU zum 20. Geburtstag der Vogelzählung für die 18 häufigsten Gartenvögel in Deutschland zusammengestellt. So nahmen im Bund die Sichtungen bei Buntspecht, Eichelhäher und Ringeltaube zu, während sie bei Grünfink, Amsel und Hausrotschwanz immer weiter abnahmen. Kötter: „Unsere Zahlen zeigen, dass typische Waldvögel wie Buntspecht, Eichelhäher und Ringeltaube in den vergangenen 20 Jahren den Siedlungsraum erobert haben, weil sie hier offenbar in Gärten und Parks ein gutes Nahrungsangebot und sichere Bedingungen vorfinden.“ Die starken Rückgänge bei den Insektenfressenden und Gebäudebrütenden Arten dürften eine Folge des Insektensterbens sowie fehlender Nistmöglichkeiten sein.
Die nächste Vogelzählung findet mit der „Stunde der Wintervögel“ vom 10. bis 12. Januar 2025 statt.
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